Lokale Berühmtheit: Die Dämmerungsbande von Salzburg
Mit Schaudern erinnern sich Salzburger Kripoleute an die „Dämmerungsbande“: Über 80 Einbrüche in Einfamilienhäuser und Terrassenwohnungen in wenigen Tagen. Beute: Bargeld, Schmuck, Laptops, Kameras, Uhren – alles, was sich leicht mitnehmen und zu Geld machen lässt. Über 200.000 Euro Schaden. Tatzeiten: zwischen 16 und 21 Uhr. Die spärlichen Ermittlungserfolge weisen auf Täter aus dem Balkan hin. Dichter Streifeneinsatz hilft mittlerweile, das kriminelle Phänomen zu verdrängen – anderswohin.
Die Angst bleibt
18. Dezember 2001. Regina Trensmann* kam erst gegen 19.45 Uhr aus ihrem Geschäft, einem kleinen Reisebüro in Frankfurt-Eschersheim. Kurz nach 20 Uhr erreichte sie ihre Doppelhaushälfte in Berksheim nahe der Homburger Landstraße. Sie schloss die Haustür auf, knipste Licht an. Sie wunderte sich über den kühlen Luftzug und dann über den offenen Garderobenschrank im Flur.
Der Blick in das Arbeitszimmer ihres Mannes raubte ihr die Fassung: Die Schubladen des spanischen Sideboards waren herausgezogen, auf dem Schreibtisch fehlte der Laptop. Im Wohnzimmer führte eine Schmutzspur über den Teppich. Die Gardine blähte sich im kalten Wind. Die Terrassentür stand offen. Die Digitalkamera war nicht an ihrem Platz, die Schublade mit dem Haushaltsgeld leer.
Den Schaden von 4.300 Euro kann Regina Trensmann verkraften. Schlimmer ist der psychische Schaden, den die Täter ihr zugefügt haben. Seit dem Einbruch wird sie von Ängsten geplagt. Sie fürchtet sich im Dunkeln und schafft es nicht mehr, ihr eigenes Haus alleine zu betreten.
Den Tätern begegnet
Hinterher ist man immer klüger. Karoline Walter* hatte den Mann noch im Auto sitzen sehen, als sie an einem November-Abend in die ruhige Siedlungsstraße in Volksdorf, im Norden Hamburgs, eingebogen war. Ein zweiter war ihr links zu Fuß entgegengekommen, dunkler Blouson und Jeans. Mit einer Aktentasche am langen Arm. Kaum zu erkennen im Halblicht der Straßenlaterne.
Sie fuhr in die Garage und betrat durch die Verbindungstür die Wohnung. Im Gartenzimmer fiel ihr die offene Glastür auf. Alarmiert lief sie ins Wohnzimmer: Ihr Schmuckstück, der Barocksekretär aus dem 18. Jahrhundert. Die drei Schubladen waren aufgehebelt, die verzierten Fronten zersplittert. Vom Inhalt, Schmuck im Wert von rund 6.800 Euro, fehlte jede Spur. Auch zwei silberne Bilderrahmen waren verschwunden – und das Tafelsilber.
Frau Walter dachte an den Mann in dem Wagen, rannte aus der Haustür. Das Auto war weg. Die Versicherung kam für den Schaden auf. Der Sekretär, den ihre verstorbenen Eltern zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten, aber trägt selbst nach der aufwändigen Reparatur noch heute Spuren des Einbruchs. Seinen Anblick und den Verlust der Perlenkette ihrer Großmutter kann Karoline Walter bis heute nicht verschmerzen.
* Namen geändert