Vor dem 1. Mai in Berlin: «Wer Angst hat, macht Fehler!»

Berlin (dv). Berlins Innensenator Ehrhart Körting ist ein besonnener Mann, der in diesen Tagen wahrlich nicht um seinen Job zu beneiden ist. In der Hauptstadt braut sich Einiges zusammen vor dem 1. Mai. Doch Körting bleibt ruhig und baut auf seine Erfahrung bei diesem Thema – immerhin trägt er zum neunten Mal die politische Verantwortung am 1. Mai. Angst? Das wäre zuviel gesagt. „Natürlich ist die Situation für Berlin eine besondere Herausforderung, vor allem die Veranstaltung der Rechtsextremisten. Doch wenn man Angst hat, macht man Fehler.“

Ernstfall trainiert
Also haben Körting und seine Kollegen vor allem die Hausaufgaben gemacht. Sie kennen die Brennpunkte, an denen es am Samstag heiß hergehen wird. Und sie haben wieder und wieder trainiert, wie sie – im Idealfall – das Ausufern von Gewalt durch Deeskalation eindämmen können.

Zum Training gehört in der Polizeiarbeit vor allem auch die Nachbereitung von Einsätzen. Polizeiseelsorger Andreas Schorlemmer, der sich seit zehn Jahren um das richtige Verhalten bei Demonstrationen bemüht, sieht da Nachholbedarf. „Das steckt noch in den Kinderschuhen. Die Polizisten geraten bei Krawallen wie vor einem Jahr in Kreuzberg in extreme Stress-Situationen. Ihr Blick verengt sich zunehmend, das Gegenüber, der Protestler, wird nur wie ein Schatten wahrgenommen. Wie bei manchem Arzt, der nicht den Patienten, sondern die Wand hinter ihm anguckt.“

Tipps zur Deeskalation
Vor einer Berliner Friedensdemo im letzten Jahr wurden Ordner für eventuelle Randale-Situationen gebrieft. Hier ein Auszug aus dem beispielhaften Leitfaden:
– „Halte den Kontakt zum Störenden! Stelle Blickkontakt her und versuche, Kommunikation auszubauen.
– Reden und Zuhören! Teile das Offensichtliche mit, sprich ruhig, laut und deutlich. Höre zu, was  der Störende sagt.
– Nicht drohen oder beleidigen!
– Hole Dir Hilfe!
– Vermeide möglichst Körperkontakt! Wenn Du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, den Störenden anzufassen.
– Flüchte im Notfall. Und halte immer einen Fluchtweg offen (auch für den Störenden).

30.04.2010 dv