Wenn der Postmann nicht klingelt

ebay und Co - Segen oder Fluch?

Berlin (dv) Barbara V. aus Berlin ist stinksauer. Sie hatte sich alles so schön vorgestellt. Ihre beste Freundin in Bayern hat Geburtstag, und Frau V. wollte der passionierten Sammlerin von allem, was mit dem Begriff „Nivea“ zu tun hat, ein schönes Packerl zusammen stellen. Dosen, Schachteln, Gedrucktes, Porzellanenes, Textilien… Man ahnt ja nicht, was es da alles gibt.

Und so begab sich Frau V., die sich berufshalber im Internet tummelt wie der Delphin im Wasser, auf den größten Flohmarkt der Welt: Sie recherchierte bei ebay. Und sie wurde fündig. Dosen, Schachteln, Schächtelchen, Geschirr – alles mit dem Nivea-Schriftzug. Da würde sich die Freundin freuen wie Bolle.

Prunkstück war ein Seifenschächtelchen von Nivea-Beiersdorf aus den 50er Jahren. Kostete 8,10 Euro plus 4,50 Euro Porto. Als Verkäufer firmierte feta, anscheinend vertrauenswürdig und ebay-erprobt.

Vorschlag zur Güte
Die Nivea-Kollektion aus ganz Deutschland trudelte in Berlin ein – nur fetas Post kam nicht. Frau V. kontaktierte ihn per Internet. Antwort: Er habe die Schachtel abgesandt  – mehr könne er nicht tun.

Die Mails gingen hin und her. Nach dem fünften Hickhack beschwerte sich Frau V. bei ebay. Feta, offenbar besorgt um seine gute Bewertung, gab sich auf einmal fügsamer: Er bot an, kulanzhalber fünf Euro zurück zu überweisen. Dann müsse aber auch gut sein.

Recherchen ergaben, dass dieser Anbieter in Wirklichkeit durchaus seltsame Geschäfte betreibt. Die – auf ebay.ch – angebotenen Artikel (vowiegend DDR-Souvenirs) kosten nicht die Welt. Und gehen fatalerweise immer wieder auf dem Postweg verloren. Versichert sind sie nicht.

Weg. Verschwunden. Wie ärgerlich! Aber muss man deswegen ein Fass aufmachen, die Polizei einschalten, sich wieder und wieder ärgern? Wegen 12,60 Euro? Das kostet doch nur Nerven. Da lohnt es sich eigentlich nicht zu streiten. Abhaken, das Ärgernis. Einfach vergessen!

Kleine Ganoven, große Verbrecher
Ein Insider sagt: „Das sind die Kleinganoven der Szene. Die bessern mit fingierten Angeboten gerade mal ihr Taschengeld auf. Da steht eigentlich die Mühe, die sie sich geben, gar nicht für den Gewinn.“

Viel schlimmer, so der Fachmann, seien die echten schwarzen Schafe der Szene. Die machen mit erheblicher  krimineller Energie den großen Reibach. Und die Opfer werden empfindlich geschädigt.“

Exempel gibt es mittlerweile zu Abertausenden. Da ist zum Beispiel die Geschichte mit dem 16.000-Euro-Produkt, das nie ankam.

Morgen lesen Sie: Es ist nicht alles Gold, was versteigert wird.

09.07.2010 dv