Georg Köttner ist Angestellter einer Bundeswehr-Universität. Früher hatte er einen eigenen Kfz-Betrieb. Da ihn ein Freund gebeten hat, dessen Auto abzuholen und in seiner Werkstatt unter die Lupe zu nehmen, ist er am 19. Dezember 2017 am späten Nachmittag mehrfach zwischen den kleinen oberbayerischen Ortschaften Paunzhausen und Johanneck (Landkreis Freising) unterwegs. Dabei fällt ihm immer wieder ein weißer Kleinbus auf, der an einer Straße parkt, auf der nur selten Fahrzeuge unterwegs sind. «Beim ersten Mal stand er in der Nähe einer Kreuzung. Ich dachte, dass der Fahrer vielleicht ein Kurier ist, der auf dem Handy seine Route sucht», erinnert sich Georg Köttner.
Gut 90 Minuten später sieht Köttner das Fahrzeug wieder, diesmal etwa 50 Meter weiter, bei einem Silo geparkt. Noch immer kann er nicht erkennen, wer sich in dem Kleinbus befindet. Nachdem Köttner das inzwischen reparierte Auto wieder bei seinem Freund abgeliefert hat, fährt er die Strecke ein drittes Mal entlang – diesmal mit seinem eigenen Wagen. «Inzwischen war es bereits dunkel geworden und ich konnte sehen, dass in der Fahrerkabine Licht brannte. Plötzlich hat aus der Beifahrerseite ein junges Mädchen rausgeschaut – mit einem gequälten Blick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde!»
«Ich musste unbedingt nachsehen»
Georg Köttner fährt langsamer. Und jetzt fällt ihm am Heck des Kleinbusses ein „Schulbus“-Emblem auf. Bei dem 51-Jährigen schrillen alle Alarmglocken. «Ich musste unbedingt nachsehen, was da vor sich ging, hielt es aber für sinnvoll, mir Unterstützung zu holen.» Georg Köttner fährt schnell zu einem Freund, der nicht weit entfernt wohnt und pensionierter Polizist ist.
Gemeinsam kehren sie zu dem Kleinbus zurück und öffnen die Türen. Am Steuer sitzt ein 71 Jahre alter Mann, der im Begriff ist, ein zehnjähriges Mädchen sexuell zu missbrauchen und intime Fotos von dem Kind anzufertigen. Köttner und sein Freund kümmern sich um die völlig verstörte Schülerin und rufen die Polizei, die den Mann festnimmt. Wie sich herausstellt, hatte der Täter als Schulbusfahrer eine enge Beziehung zur Familie des Mädchens aufgebaut und das Kind seit gut einem Jahr immer wieder missbraucht.
Der 71-Jährige legt ein Geständnis ab und wird vom Landgericht Landshut zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.
Foto: Securitel / ZDF