European Homecare am Pranger

Ermittlungen gegen Flüchtlingsheimbetreiber ausgeweitet

Siegen/Düsseldorf (dpa). Nach Misshandlungsvorwürfen hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) der Organisation European Homecare den Betrieb des Flüchtlingsheims in Burbach entzogen. Dort sollen Sicherheitsbedienstete für Übergriffe auf Flüchtlinge  verantwortlich gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Siegen gab bekannt, dass auch gegen den Geschäftsführer des Betreibers und den Heimleiter ermittelt werde. Unmittelbar danach teilte Jäger mit, dass ab sofort das Rote Kreuz die Verantwortung in Burbach übernehme.

Dem Geschäftsführer und dem Heimleiter wird laut Staatsanwaltschaft vorgeworfen, dass sie von dem «Problemzimmer» in der Unterkunft in Burbach und dessen «strafrechtlich relevanter Nutzung gewusst und diese nicht unterbunden» haben sollen. In dem Zimmer wurden ein vor eineinhalb Wochen an die Öffentlichkeit geratenes Video und ein Foto aufgenommen, auf denen die Übergriffe dokumentiert sind. Es werde unter anderem wegen Körperverletzung und wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung ermittelt. Zudem hätten sich Verdachtsmomente gegen weitere Personen ergeben, denen nun auch nachgegangen werde. 

Wie sieht’s woanders aus?
Das Unternehmen European Homecare (EHC), das in NRW fünf weitere Landesunterkünfte und nach eigenen Angaben bundesweit 40 Flüchtlingseinrichtungen betreut, wird sich laut Jäger außerdem einer umfassenden Überprüfung stellen müssen. «Ich bin mir sicher, dass auch meine Kollegen aus den Bundesländern mit EHC-Standorten mehr als nur kritische Fragen an EHC stellen werden», sagte der Minister.

Die Staatsanwaltschaft hat am Montag Räume von European Homecare in Essen, die Wohnungen des Geschäftsführers und des Heimleiters und das Büro der Heimleitung in Burbach durchsuchen lassen. Die dabei sichergestellten Unterlagen müssten noch ausgewertet werden. «Es könnte sein, dass noch weitere Beschuldigte dazukommen», sagte Staatsanwalt Johannes Daheim.

08.10.2014 Ta