Der DNA-Treffer und seine Folgen

Gibt es zwischen dem NSU und der getöteten Schülerin Peggy eine Verbindung? Der völlig überraschende DNA-Treffer wirft viele Fragen auf. Doch viele Antworten werden vor allem eins brauchen:  Zeit.

 

Bayreuth (dpa) – Die Entdeckung von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe  Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy konfrontiert die Ermittler mit einer Fülle neuer Fragen. «Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben», sagt der Leitende Oberstaatsanwalt in Bayreuth, Herbert Potzel. «Wir müssen erstmal sortieren, in welcher Reihenfolge wir das abarbeiten.» Viele der offenen Fragen betreffen den «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU).

Geprüft werden müsse unter anderem, ob eine Verunreinigung zu dem DNA-Treffer geführt haben könnte, sagte Potzel. Dazu müsse auch geklärt werden, in welchen Räumen die Leiche Böhnhardts, die Skelettteile von Peggy und die Fundstücke im Fall des Mädchens untersucht worden waren. Weitere Details nannte der Oberstaatsanwalt nicht. Er rechne auch nicht damit, dass die Ermittlungsbehörden noch heute neue Ergebnisse präsentieren können.

Klar ist für die Ermittler, dass der Fundort der Skelettteile nicht der Tatort war. Wie lange Peggy nach dem Verschwinden noch gelebt hat, war aber unklar. Die Knochen seien Peggy im Alter von neun Jahren zuzuordnen, stellt Potzel klar. Offen blieb auch, wie lange die Skelettteile in dem Waldstück gelegen hatten.

Auswirkungen auf Zschäpe-Prozess?
Der Rechtsextremist Böhnhardt gehörte dem «Nationalsozialistischen Untergrund» (NSU). Mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe soll er jahrelang unerkannt gemordet haben – hauptsächlich Menschen mit ausländischen Wurzeln. Mundlos und Böhnhardt töteten sich im November 2011 nach einem Banküberfall, um einer drohenden Festnahme zu entgehen. Zschäpe hatte sich der Polizei gestellt. Seit Mai 2013 muss sie sich vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten.

Nun ist offen, ob der Prozess wie geplant fortgesetzt wird. Für diese und kommende Woche sind keine Verhandlungstermine angesetzt. Mehrere Anwälte von Angehörigen der NSU-Opfer und Mitglieder diverser Untersuchungsausschüsse in Landtagen und im Bundestag haben schon Fragen aufgeworfen. Dabei geht es etwa darum, was Zschäpe zum Fall Peggy sagen könnte, ob es Zusammenhänge mit Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gibt und ob alle ungeklärten Fälle, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien, mit der DNA der mutmaßlichen NSU-Terroristen abgeglichen werden.

14.10.2016 wel