Freiburg (dpa/lsw). Knapp einen Monat nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio im Schwarzwald hat die Polizei ihre Spurensuche abgeschlossen. Der Tatverdacht gegen den 32 Jahre alten Stiefvater habe sich weiter erhärtet, gaben Polizei und Staatsanwaltschaft in Freiburg bekannt. Es gebe Beweise mehrfacher Misshandlungen des Jungen in den vergangenen Jahren.
Ob sich Alessios Mutter wegen einer möglichen Verletzung der Fürsorgepflicht verantworten müsse, sei noch nicht geklärt. Untersucht werde auch die Rolle von Behörden und Medizinern. Alessio aus Lenzkirch im Schwarzwald wurde Mitte Januar zu Tode geprügelt. Sein Stiefvater sitzt in Untersuchungshaft.
In der öffentlichen Kritik in dem Fall ist das Jugendamt. Es soll Warnungen ignoriert haben. Bereits im Sommer 2013 hat es konkrete Hinweise von Medizinern auf schwere körperliche Misshandlung des Jungen gegeben. Ein Jahr später warnten Freiburger Uniklinik und Staatsanwaltschaft davor, Alessio in der Familie zu lassen. Doch das Jugendamt entschied anders. Zur Familie gehört noch eine zehn Monate alte Tochter. Sie lebt nun bei einer Pflegefamilie.
Ermittlungen dauern noch an
Die nach dem Tod des Jungen gegründete Ermittlungsgruppe «Schwarzwald» habe sich ein umfassendes Bild zum Tatverdächtigen und zur Familie erarbeiten können, sagte ein Sprecher. Die Mutter habe die Beamten unterstützt und dazu beigetragen, dass auch frühere Übergriffe aufgeklärt werden konnten.
Die Auswertung der Spuren und der bei Behörden und Betreuern beschlagnahmten Aktenordner dauere an. Ebenso die Ermittlungen bei den behandelnden Ärzten. Ob es hier strafrechtliche Verfehlungen gab, sei noch unklar. Konkrete Hinweise darauf gebe es derzeit nicht. Es werde aber weiter ermittelt.
Verhalten des Jugendamts unter der Lupe
Der Stiefvater habe sich seit seiner Festnahme nicht mehr zu den Vorwürfen geäußert. In einer ersten Aussage hatte er angegeben, Alessio sei eine Treppe hinunter gestürzt. Doch hierfür gebe es nach der Spurensuche keine Hinweise, so Polizei und Staatsanwaltschaft.
Am Samstag hatten Kreisräte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald erstmals die Akten des ihnen untergeordneten Jugendamts gesichtet und nach eigenen Angaben keinerlei Verfehlungen entdeckt. Im Laufe der Woche will das Regierungspräsidium Freiburg als Aufsichtsbehörde seinen Prüfbericht vorlegen. Untersucht wird, ob das Jugendamt rechtlich korrekt gehandelt hat.
10.02.2015 Ta / wel