Lücken im Netz

Das Internet als Tummelplatz krimineller Kreativer

Berlin (dapd). Das Internet wird zunehmend zum Schauplatz von Verbrechen. Sabotage, Datenklau und Attacken auf Server und Kontrollmechanismen in Industrieanlagen machen Sicherheitsbehörden überall auf der Welt Sorgen. Sogar ein ganzes Land geriet schon ins Visier von Hacker-Trupps. Nachfolgend sechs Beispiele spektakulärer Fälle von Internet-Kriminalität:

Hackerduell in den 90ern
1995 lieferten sich der amerikanische Hacker Kevin Mitnick und der japanische Sicherheitsexperte Tsutomu Shinmomura eine zweimonatige Jagd durch die Cyberwelt. Mitnick war über Jahre in die Computersysteme von Telefongesellschaften und Softwareunternehmen eingedrungen und hatte deren Konten geplündert. Auch in Shinmomuras System schleuste sich Mitnick ein und brachte den «Cyber Samurai» damit gegen sich auf. Der Japaner nahm im Internet die Verfolgung des Millionendiebes auf und entlarvte ihn wenige Wochen später. Mitnick wanderte ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung im Jahr 2000 arbeitete der Amerikaner selbst als Sicherheitsexperte. Er gilt heute als der berühmteste Hacker des 20. Jahrhunderts.

Fatale Liebesgrüße per E-Mail
Anfang des Jahres 2000 überflutete der aus Südostasien stammende ILOVEYOU-Virus in zwei Wellen Server auf der ganzen Welt. Der erste Typ des Virus versendete sich selbstständig an die im Postfach gespeicherten Kontakte. Durch die Menge an Nachrichten wurden Server weltweit derart überlastet, dass der E-Mail-Verkehr erheblich gestört wurde. Der aggressivere Nachfolgervirus zerstörte Dateien auf den infizierten Rechnern.

Hacker-Gang knackt Konzernsysteme und CIA-Seite
Die internationale Hackergruppe «Lulz Security» knackte in den vergangenen Jahren die Sicherheitssysteme von Konzernen, Fernsehsendern und öffentlichen Einrichtungen. Dazu zählten der Spielkonsolenhersteller Nintendo, der amerikanische Fernsehsender PBS und der US-Senat. Zuletzt drangen sie Hacker auch in die Systeme des Elektronikkonzerns Sony und sogar in das Internetportal des US-Geheimdienstes CIA ein. Nach eigenen Angaben verfolgt die Gruppe keinerlei politische Motive. «Lulz Security» erklärt, es gehe nur darum, «Schwachstellen offenzulegen» und Sicherheitslücken aufzuzeigen.

Der erste Cyber-Krieg
«Denial of Service» (Dienstablehnung) meldeten viele Computer in Estland im Frühjahr 2007 wochenlang. Grund war ein massiver Hackerangriff auf die Infrastruktur des Landes. Dabei überlastete ein flächendeckendes «E-Mail-Bombardement» Regierungsrechner und die Systeme von Banken und Unternehmen. Die Internetseiten von Finanzinstituten, Ministerien, dem Parlament und Medien waren nicht mehr zugänglich. Bankautomaten streikten, Notfallrufnummern funktionierten nicht mehr. Vermutet wurde damals, dass die Attacke aus Russland gesteuert wurde. Die Attacke gilt als erster «Cyberwar».

Angriff auf iranische Atomanlage
Im Juni 2010 griff der Virus Stuxnet mehrere iranische Industrieanlagen an. Er übernahm die Kontrolle über die Rechnersysteme und sabotierte diese systematisch. Experten vermuten, dass der Virus im Auftrag eines Staates losgelassen wurde. Viren wie Stuxnet wären auch in der Lage, Telekommunikationssysteme, Flughäfen, Schiffe oder Militäranlagen anzugreifen und zu sabotieren. Solche «Cyberwaffen» könnten in Zukunft Teil einer neuen Form der Kriegsführung werden.

Stromanbieter im Visier
Am 2. Juni 2011 demonstrierten Hacker, wie leicht Sicherheitssysteme von Energiekonzernen zu knacken sind. Sie attackierten den französischen Stromversorger EDF fünf Stunden lang und blockierten die Internetseite des Konzerns so für Tage. Fachleute warnen, dass es auch möglich sei, das ganze Stromnetz eines Landes lahmzulegen.

Foto:  tommyS / pixelio.de

04.07.2011 dv / wel