Mainz: Drittes Baby gestorben

Skandal in der Intensivstation für Säuglinge - die Nährösung war's

Mainz (dv). Was schon am Wochenende die Ärzte befürchtet haben, ist jetzt eingetreten: Noch ein Baby ist in der Mainzer Klinik gestorben. Das Kind sei ein sehr junges Frühgeborenes aus der 24. Schwangerschaftswoche, bei dem man aus diesem Grund mit „dem Allerschlimmsten rechnen“ musste, sagte eine Sprecherin des Krankenhauses.

Elf kranke oder zu früh zur Welt gekommene Babys hatten die Nährlösung erhalten, die letztlich wohl zum Tod von bislang drei Säuglingen geführt hatte.Sie besteht aus neun Komponenten: Aminosäure, Glucose, Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Zink, Phosphat und Wasser. Sie wird in der Klinik-Apotheke gemischt. Zwei Mitarbeiter stellen die Infusionslösung 10- bis 20-mal täglich her.

Laut Klinik  sei die fragliche Infusionslösung am Freitag aus den Komponenten externer Produzenten in der Apotheke der Klinik zusammengemischt und den Säuglingen verabreicht worden. Am Samstagmorgen habe sich der Zustand der Patienten rapide verschlechtert. Alle möglicherweise betroffenen Kinder seien vorsorglich mit Antibiotika behandelt worden. Erste Analysen ergaben, dass es sich bei den Verunreinigungen um zwei Enterobacter-Bakterien handele.

Tägliche Überwachung, penible Kontrolle
«Wir sind schockiert über die aktuellen Ereignisse. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Eltern und Angehörigen der verstorbenen Kinder», sagte Pfeiffer. Die Qualität der Lösungen werde täglich durch das Institut für Mikrobiologie und Hygiene überwacht. Dadurch sei die Verkeimung der verabreichten Infusionen im Nachhinein festgestellt worden.

Wie die Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin, Irene Krämer, mitteilte, werde die Infusion individuell für jeden Säugling hergestellt. Mit diesem Verfahren seien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 90.000 Lösungen einwandfrei produziert worden. Sie bestünden aus neun verschiedenen Mitteln wie beispielsweise Glukose, Magnesium und Wasser. Bei der Produktion der verunreinigten Arznei hätten die beteiligten Mitarbeiter nach weniger als 30 Minuten die verwendeten Handschuhe gewechselt.

24.08.2010 dv