Mutter von Amokläufer soll Schadenersatz zahlen

Stuttgart/Winnenden (dpa). Die Mutter des Amokläufers von Winnenden soll nach dem Willen der Stadt und der Hinterbliebenen für Schadenersatz- und Schmerzensgeldforderungen in Millionenhöhe aufkommen. Diese stützen sich auf den Vorwurf, die Frau habe ihre Aufsichtspflicht verletzt, wie ihr Anwalt Erik Silcher der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart sagte und damit Angaben der «Stuttgarter Zeitung» (Samstag) bestätigte. «Das halte ich bei einem 17-Jährigen aber für sehr abwegig», sagte der Anwalt. Die Forderungen seien daher unberechtigt.

Lange Zeit hatten sich die Forderungen lediglich gegen den Vater von Tim K. gerichtet, weil er die Tatwaffe unverschlossen im Schlafzimmerschrank aufbewahrt hat. Sein Sohn hatte damit am 11. März 2009 in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen erschossen und 14 verletzt. Zum Schluss tötete sich Tim K. selbst. Das Stuttgarter Landgericht hat den Vater im Februar diesen Jahres in einem wieder aufgerollten Strafprozess unter anderem wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Nach früheren Schätzungen des Rechtsanwalts Jens Rabe, der die Stadt und 35 Einzelkläger vertritt, summieren sich allein die zivilrechtlichen Forderungen der Kommune auf rund 9,4 Millionen Euro. Die Stadt hat die Albertville Realschule, wo der Amoklauf begann, nach der Tat renovieren und umbauen lassen. Hinzu kommen mehr als 1,5 Millionen vonseiten der Einzelkläger. Weder die Stadt noch Rabe waren zunächst für Nachfragen zu erreichen.

Beide Elternteile schuldig?
Vor einigen Monaten habe die Stadt dieselben Forderungen auch gegen die Mutter erhoben, um auf diesem Weg an Geld zu kommen, sagte Silcher. Da bis dahin nur der Vater im Visier der Kläger gestanden habe, hätte auch nur er den Angaben nach zahlen müssen. Über die Zivilklagen laufen außergerichtliche Gespräche.

Der «Stuttgarter Zeitung» zufolge hat sich die Unfallkasse Baden-Württemberg den Forderungen gegen beide Elternteile angeschlossen. Stadt und Unfallkasse gingen davon aus, dass auch die Mutter eine Mitschuld an der Bluttat trage und vermuteten, dass die Frau vermögend sei. «Ihr Mann soll seinen gut laufenden Betrieb im Kreis Ludwigsburg nach dem Amoklauf an seine Frau überschrieben und diese das Unternehmen später für eine hohe Summe verkauft haben», schreibt die Zeitung.

26.05.2013 Ta