Neue Runde im Ermittlungsmarathon

Mordfall Bögerl: Kripo startet Massengentest in Giengen an der Brenz

Giengen an der Brenz (dpa). Im Mordfall Maria Bögerl sind die Ermittler bisher mehr als 10.000 Spuren und Hinweisen nachgegangen, ohne dabei Erfolge verzeichnen zu können. Um das Verbrechen an der Bankiersfrau im Jahr 2010 aufzuklären, hat die baden-württembergische Polizei jetzt den zweiten Massengentest innerhalb eines halben Jahres gestartet. Rund 500 Männer im Alter zwischen 21 und 68 Jahren sind bis Samstag in Giengen an der Brenz am östlichen Rand der Schwäbischen Alb dazu aufgerufen, freiwillig eine Speichelprobe abzugeben.

Im Mai 2010 wurde die Frau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs, Thomas Bögerl, aus ihrem Haus entführt. Die Täter forderten vom Ehemann per Telefon 300.000 Euro Lösegeld. Doch eine Übergabe scheiterte. Unter Tränen richtete die Familie in Aktenzeichen XY… ungelöst“ einen emotionalen Appell an die Entführer, «unsere geliebte Mama, meine Frau» wohlbehalten freizulassen – vergeblich. Anfang Juni 2010 fand ein Spaziergänger die verweste Leiche der Bankiersgattin am Waldrand bei Heidenheim. Tage zuvor hatten dort Hundertschaften nach der 54-Jährigen gesucht. Warum sie das Entführungsopfer nicht entdeckten, ist bis heute ungeklärt. Fest steht nur: Sie wurde erstochen.

Wer nichts abgibt, wird überprüft
Die Ermittler setzen jetzt auf einen weiteren DNA-Test. Bereits gestern Mittag waren sie mit der Resonanz zufrieden. «Es waren relativ viele Männer da», sagte ein Sprecher der Polizei. Schon in der ersten Stunde hätten sich im Polizeirevier Schlangen gebildet. Vor einem halben Jahr war das öffentliche Interesse gewaltig. Im nahe gelegenen Städtchen Neresheim wurden rund 3.300 Männer im Alter zwischen 21 und 68 Jahren zur Abgabe von Speichelproben gebeten. Die Fahnder machten kein Hehl daraus, dass sie die Täter in dem 8.000-Einwohner-Ort vermuteten. Die Ergebnisse waren bislang jedoch allesamt negativ. Rund 100 Männer haben allerdings keine Probe abgegeben. Jetzt verlagert die Polizei den Ort ihrer Fahndung in das rund 20 Kilometer weiter südlich gelegene Giengen an der Brenz.

Während in Neresheim alle 21- bis 68-jährigen Männer aufgerufen waren, haben sich die Ermittler nun auf eine bestimmte Zielgruppe in derselben Altersklasse festgelegt. Es wurden lediglich Männer aus fünf Straßenzügen der knapp 20.000 Einwohner zählenden Stadt per Brief angeschrieben. Ob die Ermittler inzwischen konkrete Verdachtsmomente haben, kommentiert die Polizei nicht. In beiden Fällen will die Soko die Verweigerer genauer unter die Lupe nehmen. Männer, die für den Tatzeitpunkt kein Alibi vorweisen können, droht der richterliche Zwang, Speichel abzugeben. Bisher sei das noch nicht geschehen, sagt der Polizeisprecher.

Ermittler geben nicht auf
Ein Jahr nach dem Verbrechen an seiner Frau hat sich Thomas Bögerl im Keller seines Hauses erhängt. Zuvor musste er immer wieder Gerüchte aushalten, nach denen er in die Tat verwickelt sei. Sogar der Sohn geriet zeitweise unter Verdacht.

Zentrale Fragen sind mehr als vier Jahre nach dem Mord noch immer offen: Warum wurde die 54-Jährige ermordet? Wer steckt hinter der Bluttat? Wo ist das Tatwerkzeug? Die Ermittler geben sich noch nicht geschlagen. Man wolle alle Möglichkeiten ausschöpfen, den Fall aufzuklären, heißt es bei der Polizei. Bis alle DNA-Proben aus Giengen an der Brenz ausgewertet sind, wird es einige Wochen dauern.

Foto: Karlo / wikipedia.de

22.08.2014 Ta / wel