Pipi von zuhause – Doper, mal anders

Kontrolleure tricksen - und stellen das System in Frage

Mainz/Köln (dv) Hajo Seppelt ist der Doping-Experte der ARD. Der Mann beschäftigt sich seit einem Jahrzehnt mit dem Phänomen, dass es immer Sportler gegeben hat und geben wird, die sich mit unlauteren Mitteln einen Vorteil in den Wettbewerben verschaffen wollen. Seppelt hat einen Einblick in die rasante Entwicklung der Wissenschaft und in die Finten der Doper. Jedes Jahr erfinden sie was Neues, immer muss man bei ihnen und beim Thema Doping“ mit neuen Überraschungen rechnen.

Doch jetzt musste auch der erfahrene Seppelt erst einmal kräftig schlucken. Was er bei seinen jüngsten Recherchen ans Licht zerrte, hätte selbst er nicht erwartet.

Jetzt gibt es sogar Kontrolleure, die schummeln.

Laut einem – mittlerweile von betroffen Sportvebänden bestätigten – Sportschau-Bericht sollen Doping-Kontrolleure einer Mannheimer Firma betrogen haben, indem sie beauftragte und abgerechnete Proben mit eigenem Urin abfüllten.

Falscher Urin für 400 Euro
Wie es heißt, blieb eine Kontrolleurin zu Hause, statt im Auftrag des Deutschen Handball-Bundes (DHB) beim Frauen-Pokalspiel Mainz gegen Trier sowie einem weiteren Spiel die bestellten Doping-Proben zu nehmen. Zudem soll sie die Unterschriften der angeblich kontrollierten Spielerinnen gefälscht haben.

Mindestens acht Proben, die jeweils etwa 400 Euro kosten, wurden demnach auf der heimischen Toilette gefüllt und dann als Doping-Proben deklariert. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt wegen Leistungsbetrugs und Urkundenfälschung.

Nur ein Betrugsfall?
Dem DHB sind die Vorgänge seit einem halben Jahr bekannt. Er kündigte der Firma, machte den Fall aber nicht publik. ‚Das ist nach unserer Auffassung ein schlichter Betrugsfall, der mit der Dopingproblematik nichts zu tun hat‘, begründete Berndt Dugall, Chef der Frauen-Bundesliga, das Schweigen des Verbandes. Anja Berninger, Justiziarin der Nationalen Anti-Doping-Agentur, sagte, das könne dem Dopingkampf in Deutschland ‚massiv schaden‘. Und auch Hajo Seppelt nimmt die Sache nicht auf die leichte Schulter: „Das ist nicht nur ein Delikt einiger Kleinganoven – das ist auch der Nachweis, wie leicht die Drogenfahnder hinters Licht zu führen sind.“

30.08.2010 dv