Sexualstraftäter unter Kontrolle?

In Thüringen droht Dauerüberwachung für 150 zusätzlich Entlassene

Erfurt (dapd). Das Thüringer Landeskriminalamt (LKA) bereitet sich auf die Überwachung zahlreicher Sexualstraftäter vor. Dabei geht es um die Bewachung von rund 150 Vergewaltigern, Mördern und wegen sexueller Nötigung Inhaftierter, die in den kommenden zwei Jahren aus der Haft entlassen werden, teilte der MDR Thüringen mit. Eine Sprecherin des LKA bestätigte den Bericht.

Die Täter würden in einer zentralen Datei erfasst und je nach Schwere ihrer Tat und abhängig von einer psychologischen Bewertung in drei Gruppen eingeteilt. Etwa fünf Prozent müssten voraussichtlich als besonders gefährlich eingestuft werden. Das LKA informiere auch die Polizei am künftigen Wohnort des Straftäters. Das Konzept erlaubt es laut MDR zudem, Nachbarn über die Vorstrafen des Sexualstraftäters zu informieren oder diesen rund um die Uhr zu überwachen. Die Polizei setze aber vor allem auf Gespräche.

Thüringen bedient sich dabei EDV-technisch der 2006 in Bayern eingeführten HEADS-Datei: Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter, mit der Polizeidienststellen untereinander Daten austauschen und abgleichen können. Nach Bayern hatte Brandenburg als nächstes Bundesland dieses System übernommen. 

Hessen stützt sich bei der Überwachung rückfallgefärdeter Sexualstraftäter auf das Konzept ARGUS, das 2008 eingeführt wurde. Gesteuert wird das Programm von ZÜRS, der Zentralen Überwachungsstelle rückfallgefährdeter Sexualstratäter im hessischen LKA. Am 1.1.2010 verzeichnete man 144 Probanden“ bei ZÜRS.

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg setzen seit 2007 auf KURS: Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern.

Die Umsetzung durch Bewährungshelfer, Sicherheitsmanager, Psychologen, Sozialarbeiter der Landgerichte und Polizei bindet Personal in einem Umfang, der die Einrichtungen vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Bis zu fünf Beamte sind in schweren Fällen pro Person mit der Überwachung beschäftigt.

Im August 2010 prognostizierte Rainer Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft: „Es ist völlig absurd anzunehmen, dass das gewährleistet werden kann. Das heißt: Die Taten, die Opfer werden mehr werden.“

30.1.2011 LB