Weitere Cyber-Bankräuber gesucht

Dank moderner Kommunikationstechnik zieht sich die Schlinge weiter zu

Düsseldorf (dpa). Nach dem spektakulären Cyber-Banküberfall mit mehr als 30 Millionen Euro Beute suchen die deutschen Ermittler weitere Verdächtige. Die Männer und Frauen seien den Spuren zufolge vor fünf Monaten aus dem Großraum Den Haag angereist, um in Deutschland an Kontoautomaten Geld abzuheben, sagte ein Polizeisprecher in Düsseldorf.

Der weltweite Angriff auf hunderte Geldautomaten in über 20 Ländern ist im Februar dieses Jahres erfolgt. Die Düsseldorfer Polizei hat in der Tatnacht zwei Verdächtige festnehmen können, gegen die bereits Anklage erhoben wurde.

An mehreren Geldautomaten konnten Fotos weiterer sieben Verdächtiger gesichert werden. Die Auswertung von Kommunikationsdaten der Festgenommenen führte die Fahnder in die Niederlande.

Weltweite konzertierte Aktion
Die niederländische Polizei identifizierte inzwischen zwei der sieben Verdächtigen. Es handele sich um einen 51- und einen 32-jährigen Mann, erklärte die Polizei. Ob die Männer bereits festgenommen wurden, blieb unklar. Die niederländische Polizei hatte Aufnahmen der Gesuchten veröffentlicht. Bürger haben daraufhin zwei Männer erkannt. Die deutsche Polizei sei inzwischen informiert worden.

Im Februar 2013 haben Hacker mehrere Server verschiedener Firmen weltweit geknackt, unter anderem auch in Deutschland. Sie drangen in das Sicherheitssystem einer indischen Firma ein. In Deutschland konnten Taten in Düsseldorf, Bremen, Dortmund, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Koblenz und Mannheim festgestellt werden. Der Schaden in Deutschland belaufe sich auf 1,8 Millionen Euro.

Alleine in Düsseldorf hätten auf diese Weise zwei Tätergruppen 322.000 Euro an Geldautomaten erbeutet. Eine 56-jährige Niederländerin und ihr 34-jähriger Sohn konnten unmittelbar nach einer Tat festgenommen werden. Gegen sie wurde bereits Anklage erhoben. Ein 46-jähriger Grieche, der in Bremen zugeschlagen haben soll, konnte in den Niederlanden festgenommen werden. Er soll ausgeliefert werden.

Hilft die althergebrachte Sicherheitstechnik jetzt weiter?
Die Fotos, mit denen die Düsseldorfer Ermittler jetzt öffentlich fahnden, stammen aus Überwachungskameras in Bremen, Dortmund, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Koblenz und Mannheim.

Mit Kreditkarten-Dubletten schlugen die gut organisierten Tätergruppen am 19. und 20. Februar in Japan, Großbritannien, Kanada, USA, Russland, Italien, Estland, Vereinigte Arabische Emirate, Lettland, Malaysia, Thailand, Ägypten, Ukraine, Spanien, Rumänien, Mexiko, Belgien, Dominikanische Republik, Pakistan, Sri Lanka, Indonesien, Kolumbien und Deutschland zu.

Die Bandenmitglieder haben auch schon im Dezember 2012 zugeschlagen. Betroffen war damals die Rakbank in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Februar die Bank of Muscat in Oman. Das Muster war in beiden Fällen gleich: Die Täter knackten die Sicherheitsprotokolle der Bankkarten, dann hoben sie das Limit für Abhebungen auf. Die Informationen zu den gehackten Karten wurden an Komplizen weltweit verteilt. Die gestohlenen Daten wurden auf beliebige Magnetkarten wie beispielsweise Geschenkkarten kopiert.

Anschließend verteilten die Kriminellen den Angaben zufolge die PIN-Nummern für die gehackten Konten: Nun konnte an Geldautomaten Bares abgehoben werden. Allein in New York wurden innerhalb von zehn Stunden an 2.900 Geldautomaten Geld abgehoben.

09.07.2013 Ta